Samstag, 1. Januar 2011

 
                                                                 

Fahrtzeit in Stunden                                5,5

gefahrene Kilometer                               365

durchschnittliche Geschwindigkeit        61

Höhe in Meter                                          20

 

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Wir haben noch Wasser aufgefüllt, das allerdings sehr salzig schmeckt. Ein Angestellter des Campingplatzes wollte Oli noch zeigen, wie man Wasser auffüllt, ohne dass so viel daneben geht (was aber bei unserem Einfüllrohr nicht so einfach ist). Es ging aber beim  einheimischen Profi ebenso viel daneben und dann kam es schon fast zu Handgreiflichkeiten beim Gerangel um den Wasserschlauch...

An einer Tankstelle kaufen wir noch Brot; dort steht auch ein Pickup mit einem auf der Ladefläche hockenden Kamel, das ziemlich unfreundlich aussieht, was man ihm ja nicht verübeln kann.

Auf dem langen Weg zur Grenze überholen wir zwei Radler mit Gepäckanhänger. Um noch einmal zu erinnern: es gibt kaum Orte auf dem Weg, keine Chance auf Wasser, es ist ständig starker Wind und es wird zunehmend wärmer. Respekt vor diesem Mut. Mir kommt die Landschaft schon aus dem Autofenster ziemlich eintönig und öde vor und wir kommen ja noch viel schneller voran...

Bei Kilometer 280 fällt der Tacho aus. Es sind noch 85 km bis zur marokkanischen Grenze. Dort ist heute auch unser Endziel. Unterwegs winkt uns noch einer der vielen wohl am Morgen im Abstand von einigen Kilometern ausgesetzten Bauarbeiter, jeder mit seinem eigenen Bagger, und deutet an, dass er Durst hat. Wir geben ihm eine Flasche Wasser und weiter geht's.

Am späten Nachmittag fahren wir vor das Restaurant bzw. Motel "Oulad Salek" in Fort Guergarat, das auch bei Edith Kohlbach beschrieben ist. Wir können vor dem Motel stehen bleiben und gehen dort auch Abendessen - Hühnertajine für 70 DH. Im Innenraum sind wir die einzigen Gäste, es kommt so ein Gefühl wie von einer Kneipe in einem mexikanischen Grenzort auf, wie wir sie aus den Westernfilmen kennen. Die Vorhänge flattern leicht im Wind, die Fenster sind ganz oben angebracht und sehr klein, sodass möglichst wenig Hitze ins Innere dringen kann. Hier soll es im Sommer so um die + 48° C bekommen! Jetzt im Moment ist die Temperatur sehr angenehm.

Um uns herum viele Trucker, die dort wie wir auf den nächsten Morgen warten um die Grenze zu überqueren. Es stehen bereits einige LKW in einer Linie vor dem Grenzbereich, der nun mit Eisenbarrikaden gesichert ist. Wir sehen uns die LKW an, die hier an der Vorderseite bei uns nicht erlaubte farbige Schilder tragen, die anzeigen, dass es sich um einen größeren LKW handelt. Wir unterhalten uns mit zwei Marokkanern, die ständig zwischen Lissabon und Nouakchott unterwegs sind und sogenannte "frische" Fische transportieren. Sie fahren solange, bis sie sehr müde werden, schlafen nur wenige Stunden, dann geht es weiter, erzählen sie uns.

Unser Restaurantchef, der sehr um uns bemüht ist, rät uns, uns jetzt ganz vorne in eine zweite Reihe neben den LKWs vor den Grenzzaun zu stellen, damit wir morgen gleich als erste durch kämen. Also taten wir wie geheißen und haben uns auf eine Nacht eingekuschelt zwischen und neben LKWs und Autos eingestellt.

Wir sehen noch die Lichter von sehr vielen LKW und Autos, die sich von Norden kommend in die immer weiter wachsende Schlange einreihen. Ein Transporter mit spanischen Kennzeichen und wohl marokkanischen Passagieren stellt sich erst hinter uns, man ist aber dann schnell der Auffassung, dass es intelligenter wäre, die Eisenbarrikaden vor uns etwas nach vorne zu tragen und sich vor uns als erste in die Reihe zu stellen.

 

 

 

Sonntag, 2. Januar 2011

 
                                                                 

Fahrtzeit in Stunden                                1,45

gefahrene Kilometer                               59

durchschnittliche Geschwindigkeit        33

Höhe in Meter                                          34

145 Kilometer seit Tachoausfall, bei Kilometer 11 funktioniert er wieder

 

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Wir stellen den Wecker um 5:45 Uhr, sodass wir in Ruhe die Morgentoilette erledigen und frühstücken können.

Gegen 8 Uhr kommt Bewegung in die Gesellschaft draußen. Erst sitzen zwei Männer neben dem Grenzdurchgang und beginnen Einreiseformulare auszufüllen. Dann setzen sich die beiden auf die Veranda des Motels. Ich mische mich unters Volk um zu sehen, was jetzt zu tun ist. Pro Person verlangen die Kerls 1 EUR Gebühr. Die Leute, auch viele Schwarzafrikaner darunter, sind damit überhaupt nicht einverstanden und ich erfahre soviel, dass das schon anders lief und die Formulare ehemals im Grenzbereich von jedem selbst ausgefüllt werden konnten und es auch nichts gekostet hat. Die Verwirrung ist groß, ich frage noch mal einen Tschechen mit ghanaischem Vater, der sehr gut Englisch (in London studiert) spricht und den Reiseleiter für drei Mädels und einen Mann spielt. Er will erst bei der richtigen Einreise die Formulare ausfüllen.

Ich trotte dann doch dahin, wo alle Welt steht, und ein gut gekleideter älterer Schwarzafrikaner schenkt mir sogar 5 Dirham, wahrscheinlich sehe ich so mitleiderregend aus ...

Unser Restaurantbesitzer nähert sich uns auch wieder zögerlich und fragt nach, ob wir nicht etwas Geld für ihn übrig hätten. Da liegt also der Hase begraben. Die Hilfsbereitschaft gestern war reine Berechnung. Ich danke noch mal mit einem Lächeln und wir bereiten uns auf die Ausreise vor.

Zwischen 9 und 10:30 Uhr haben wir die Ausreise hinter uns gebracht. Auto parken, Passkontrolle, netterweise werden hier wieder die an einer Hand abzählbaren anwesenden Damen zuerst bedient. Dann kommen die Männer dran, wobei sich hier einer nach dem anderen vorzudrängeln versucht, sodass Oli etwas laut wird, worüber die Schwarzafrikaner nur die Schultern zucken und grinsend über die deutschen Männer lästern.

Oli hält das bereits für leichten Rassismus, ich meine, dass wohl jede Rasse insgeheim gerne mal über die andere herzieht...

Dann wird der Hano kurz durchsucht, die Beamten sind aber mehr an den unter dem Koffer befindlichen Boxen interessiert. Alles harmlos und wir dürfen zum Zoll und die Papiere ausfüllen lassen bzw. einen Durchschlag von unserem KFZ-Papier wieder abgeben.

Anschließend fährt man einige Meter weiter und es wird nochmals alles aus dem Pass abgeschrieben und die Fahrzeugpapiere geprüft. Dann ist der Spuk vorbei und wir fahren durch die letzte Absperrung ins Niemandsland Richtung Mauretanien.

Es sieht wirklich aus wie eine Science Fiction Landschaft. Erst sind noch ein paar Geldwechsler kurz hinter der Grenze tätig, dann fährt man kreuz und quer über Steinpisten in der Hoffnung, die richtige Spur zu finden. Es ist nichts markiert, überall liegt Müll, alte Kühlschränke, alles was man sich denken kann. Ausrangierte Autos, aber auch fahrbereite Fahrzeuge stehen da, aber man sieht keine Menschenseele weit und breit. Wir tippen auf Autoschieberei.

Ein Bus kommt uns ganz langsam entgegen, schwingt sich hin und her über die Steine und tiefen Löcher, man winkt sich zu und weiter geht's, die ganzen 4 Kilometer bis die mauretanische Grenze endlich auftaucht. Dort sitzen die Soldaten einiges entspannter auf einem Mäuerchen herum, grinsen uns an. Es fällt sofort auf, dass zum Großteil Dunkelhäutige den Dienst hier tun.

Die Art, wie wir empfangen werden, ist gelöst, man macht Scherze, und bittet uns erst mal in das erste Büro, nur um uns ein bisschen auszufragen, was wir denn vorhätten und wohin wir wollten. Danach wurden wir zur Registrierung beordert, wo wir noch mal unsere Mauretanienkarte öffneten und die erste Frage war, ob das unsere einzige Karte wäre. Der Mann hätte wohl auch gerne eine gehabt. Pech für ihn. Wir holen uns also unsere Stempel, zahlen 10 EUR Einreisegebühr und müssen noch mal wegen des Fahrzeugs zu einem anderen Gebäude ein paar Meter weiter.

Oli wird noch auf der Straße von einem Mann aufgefordert 1 EUR oder 300 Ouguiya Parkgebühr zu zahlen. Er hält dies natürlich für einen Nepp und fragt nach einer Quittung. Als der Mann diese sofort vorzeigt, wird dann eben 1 EUR überreicht.

Im nächsten Büro spricht der Beamte sogar ein bisschen Deutsch, Angela Merkel und Co. sind ihm geläufig. Da müsste ich bei Mauretanien passen...

Beiläufig wird noch ganz leise nach 10 EUR gefragt, aber auf diesem Ohr sind wir taub und verabschieden uns. Es ist wohl so üblich, dass ständig nachgefragt wird, ob irgendwas im Geldbeutel übrig wäre.

Wir tauschen noch einige Dirham in Ouguiya um und verlassen die Grenzstation.

Auf dem Weg nach Nouadhibou brauchen wir noch viele unserer Fiches. Es sieht so aus, als ob ich zu wenige vorbereitet hätte.

Und uns kommt dann auch beinahe sofort der berühmte Eisenerzzug in die Quere. Nachdem wir die Schienen vor der Abzweigung nach Nouadhibou überquert haben, dauert es nicht lange und wir begleiten den Zug ein Stück Richtung Süden. Er ist wirklich beeindruckend, so mächtig und lang wie er dahin schnauft. Er fährt ganz langsam und ist wohl so zwei Kilometer lang?!

In Nouadhibou angekommen, fragen wir erst an einem offiziellen Gebäude nach dem Campingplatz "Baie de Lévrier", der sich gegenüber der Polizei befinden soll, da wir ihn nicht auf Anhieb finden. Wir hätten aber nur ein Stück weiterfahren müssen, dann liegt er auf der rechten Seite hinter einem großen Eingangstor versteckt. Der Platz sieht sauber aus, für große Fahrzeuge wie unseres ist zwar nicht sonderlich viel Platz, aber es gesellen sich im Laufe der Nacht noch einige Autos dazu.

Wir gewöhnen uns erst einmal an die "Hitze" hier, aber sogleich ist uns ein hilfsbereiter Mauretanier auf den Fersen, der uns dann schließlich um die Ecke zu einem Versicherungsbüro begleitet, wo wir die obligatorische KFZ-Versicherung für 1500 Ouguiya abschließen und einen zuckersüßen Minztee bekommen. Karies lässt grüßen. Wenn jemand die Versicherung gleich an der Grenze abschließen möchte, sollte dies vielleicht machen, dort ist sie auch nicht teurer.

Danach versuchen wir zusammen mit unserem Führer eine geöffnete Bank zu finden. Es ist Sonntag und wir haben tatsächlich Glück, aber der Kassierer hier hat es vorgezogen, sich für den Rest des Tages aus dem Staub zu machen und hinterlässt eine lange Schlange unzufriedener Menschen, die ihren Lohn abholen wollten.

Unser Guide trifft zufällig einen alten Bekannten, der etwas besser betucht aussieht. Uns wird der Vorschlag gemacht mitzukommen, da wir ja das gleiche Problem hätten. Man wüsste eine Adresse, wo man eventuell heute noch an Geld kommen könnte. Wir sind also hinter den zweien hergelaufen zum Auto des Bekannten. Oli ist sofort mit reingesprungen, ich hatte ja wieder mal Bedenken, was das nun werden würde. Aber uns war eine kleine Stadtrundfahrt vergönnt, die Wohngegend der Reichen und der Armen wurde gezeigt, der neue Flugplatz, der von Chinesen gebaut wurde und dann sind wir in eine kleine Nebenstraße gebogen. Unser Chauffeur steigt aus und kommt wenige Minuten später mit einem dicken Bündel Ouguiya zurück. Wir bekommen einen Teil davon und beginnen mit dem Zählen, was bei dieser Inflationswährung etwas mühsam ist. Der vorher ausgemachte Betrag stimmt und wir sind alle zufrieden mit diesem Geschäft. Wir werden wieder zum Campingplatz gebracht und unser Helfer beginnt über Geld zu reden. Hätte er dies nicht sofort und so penetrant gemacht - wir wollten ihm ja sowieso etwas geben. Aber so habe ich mir seine Geschichte mit Frau und vielen Kindern, die daheim sitzen, angehört und ihm einen kleinen Betrag versprochen, den ich aber nicht passend da hatte. Er sollte doch mit Wechselgeld heute Abend wiederkommen. Mürrisch ging er mit ein paar kleinen Geschenken von dannen und wir haben den ruhigen Nachmittag im sauber gekehrten sandigen Hof verbracht, beim Gemecker einer Ziege, die auf der Mauer zum Nachbargarten auf uns herabblickte.

Zum Campingplatz gehören einige Zimmer, die allerdings fast fensterlos sind und ein offenes Beduinenzelt, in dem man auch die Nacht verbringen kann.

Übrigens funktioniert die Telekom-SIM Karte nicht in Mauretanien. Alle Anrufe und alle SMS die während unseres Aufenthaltes ankommen, gehen ins Nirwana über. Die Telekom konnte mir später auch nicht erklären, warum das so ist. Eigentlich war man der Auffassung, dass ein Telekom-Handy funktionieren sollte...

Wir machen uns also auf den Weg zum kleinen Laden ums Eck, lassen noch zusätzliche Kopien unserer Fiches machen und ich bin am Überlegen, ob ich es mal mit einer mauretanischen SIM-Karte probieren soll. Der Ladeninhaber springt auf und verlässt den Laden, um kurz darauf mit einer neuen Karte zurückzukommen. Ich verstehe aber nicht genau seine Erklärungen, wie viel Guthaben man hat und wie man die Karte wieder aufladen könnte. Er nimmt mein Handy und bricht die neue SIM Karte aus der Schutzumgebung heraus. Mein Handy wollte aber einen PIN Code wissen, den ich aber nicht zur Hand hatte. So war also nichts mit marokkanischer Telefonkarte. Aber der Verkäufer ließ nicht locker. Er nimmt sein altes  Handy und stopft die neue Karte rein, zeigt mir, dass sie funktioniert. Nun bietet er sein wirklich ausgemergeltes zerkratztes Handy für einen ziemlich unverschämten Preis an. Ich will das Ganze aber nicht haben und er bleibt mit zerknautschtem Gesicht auf der eigentlich nicht angeforderten SIM-Karte sitzen. Ein bisschen tut er mir ja schon leid.

Anschließend gehen wir noch ein paar Runden durch die angrenzenden Straßen spazieren, auch durch viele Geschäftsviertel. Die Menschen halten sich mehr oder weniger auf der Straße auf, die Frauen sind mit schönen bunten Tüchern bekleidet, wie man es von Schwarzafrika her kennt. Wir werden teilweise neugierig begutachtet. Als wir in eine Art Markthalle kommen in der nur Handys feilgeboten werden, ist das Gedränge groß, und uns wird von überall her eines angeboten. Ich habe aber inzwischen die Nase voll von Telefonen, war allerdings nicht glücklich, dass wir mehr oder weniger von der Außenwelt abgeschnitten waren.

Zum Abschluss des Tages beschließen wir in ein nahe gelegenes Restaurant einzufallen. Es sitzen einige wenige Einheimische darin. Wir bestellen das Tagesgericht. Eine Zeitlang nach unserer Bestellung kommt der Kellner wieder und berichtet, dass das Tagesgericht bereits aus wäre. Wir bestellen also ein Fleischgericht. Mindestens eine Viertelstunde später kommt der Kellner und entschuldigt sich damit, dass das Fleisch nicht mehr frisch wäre und nicht mehr angeboten werden könnte. Dann bleibt wohl nur noch Fisch. Der Kellner trottet von dannen, inzwischen ist wohl eine Dreiviertelstunde vergangen, um dann wieder an den Tisch zu kommen und uns lächelnd mitzuteilen, dass der Fisch jetzt aus sei. Wir sind jetzt schon etwas angesäuert, haben aber trotzdem Hunger und geben dem Jungen noch eine Chance. Ich kann mich nicht mehr erinnern, was wir letztendlich gegessen haben. Es hat nicht mal schlecht geschmeckt, aber die Zeit, die wir mit der Warterei verbracht haben, hätten wir uns sparen können. Die Salatzubereitung lässt auch etwas zu wünschen übrig, aber ein paar Vitamine müssen halt sein. Wir zahlen 5000 Ouguiya und kehren zum Hanomag zurück.

Inzwischen sind auch die Tschechen mit ihrem Nissan Terrano am Campingplatz eingetroffen und bereiten sich auf eine kühle Nacht im Berberzelt vor.