Donnerstag, 23. Dezember 2010

 

 

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Die LKW sind sehr bald am Morgen ausgerückt und wir stehen nun wieder fast alleine auf dem großen Platz. Es regnet immer noch und drückt gewaltig auf die Stimmung. Wir verzichten auf das Frühstück und fahren zum Supermarkt um uns zum Mittagessen Garnelen und Lachs mit Baguette zu gönnen.

Auf dem Weg zum Hafen füttert Oli noch schnell eine Entenfamilie an einem Teich mit altem Brot, danach geht es dann doch ziemlich schnell bis wir tatsächlich auf der Fähre sind. Am Hafen, der sehr überschaubar ist im Gegensatz zu Genua, hole ich uns unsere Fährtickets mit dem Voucher, den wir von Sahara Wings erhalten hatten.

Nachdem Oli dazugestoßen ist, spricht uns ein netter Schweizer an, der sich nur mal kurz umsehen möchte, wer denn so alles nach Marokko beziehungsweise Mauretanien reisen will. Er selbst ist mit seinem Landrover nach Barcelona unterwegs, um von dort mit der Fähre überzusetzen und anschließend als begleitender Zuschauer bei einer Rallye durch Mauretanien (so in der Art Paris - Dakar) mitzufahren.          

Wir stehen vor der "Biladi" in einer Reihe mit nur vier weiteren Wohnmobilen und unterhalten uns mit einem alten Ehepaar aus Dortmund, das einige Monate in Marokko verbringen will, wie jedes Jahr. Ich möchte wissen, ob ich in diesem Alter selbst noch fit genug wäre, um mich überhaupt noch viel zu bewegen. Respekt. Insgesamt werden es wohl so 8 Personen sein, die deutsche oder Schweizer Reisende sind. Allerdings verstehen auch sehr viele Araber Deutsch, da diese unter anderem in Deutschland und der deutschsprachigen Schweiz arbeiten.

Die Fähre ist gegen 13 Uhr angekommen, gegen 16:30 Uhr fahren wir bereits auf das Schiff. Es ist nicht so viel los, wir fahren vor, bis wir an der Ausfahrrampe auf der anderen Seite an erster Stelle stehen.

Die bereits für die Fähre zusammengepackten Sachen (keine Ahnung, warum es wieder so viel ist...) werden schnell aus dem Auto gezerrt, und wir schlängeln uns an den viel zu eng geparkten Autos entlang zum nächstgelegenen Ausgang. Dort wird uns von einer netten Dame ein blaues Kärtchen in die Hand gedrückt, das uns verrät, wo wir unser Auto abgestellt haben. Wir finden gleich unsere Kabine, sie ist im siebten Stock, und sind begeistert, dass wir direkt auf die Schiffsnase sehen können. Oli sieht sich schon auf seinem Kommandoposten sitzen, wenn beim nächsten Sturm die hohen Wellen übers Deck peitschen werden.

Ich bin dann noch mehr von der Dusche begeistert, die ich sofort mit Beschlag belege. Immerhin sind wir schon wieder fast eine Woche unterwegs ohne fließend Wasser. Das Bad ist zwar einigermaßen sauber, aber der Geruch der Toilette ist etwas penetrant.

Unser allererster Gang jedoch war zum Restaurant-Steward, der uns dann unseren Tisch in der ersten Essensschicht für die nächsten 1,5 Tage zugewiesen hat. Wir sind gespannt, mit welchen deutschsprachigen Passagieren wir zusammentreffen werden.

Das Abendessen wird serviert (ist ähnlich dem auf den Comanav-Fähren) und wir treffen zwei sehr nette ältere Schweizer aus Zürich, die uns ebenfalls erzählen, dass sie bis nach Guelmim fahren um dort, wie jedes Jahr, einige Monate den Winter zu vergessen. Die Firma in Sri Lanka hat der Sohn übernommen, also bleibt jetzt genügend Zeit, drei Viertel des Jahres in der Welt herumzufahren und das Leben zu genießen.

Die Ausstattung der Biladi soll sich seit letztem Jahr auch sehr gebessert haben, es wurde alles renoviert und die Kellner sind sehr freundlich und aufmerksam, was ebenso auf die gesamte Besatzung zutrifft. An Deck wird auch ständig gearbeitet, geputzt und vor allem der Rost überpinselt.

 

 

 

 
Freitag, 24. Dezember 2010

 

 

 

 

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Weihnachten. Hier ist nichts davon zu merken. Nur der Sturm in der Nacht hat mich etwas wach gehalten, nachdem ich Angst hatte, von dem oberen der Stockbetten runter zu rollen. Vorsichtshalber hatte ich abends schon kaum etwas gegessen und brav meine Dragees gegen die Reisekrankheit geschluckt. Auch das Frühstück habe ich ausfallen lassen, weil die angenehmste Stellung einfach die liegende bei Seegang ist.

Am Vormittag lässt der Sturm nach und ich raffe mich auf, weil wir uns im Selbstbedienungsrestaurant in die Schlange vor den Polizeischalter einreihen müssen, um unseren Einreisestempel für Marokko zu bekommen. Vorher sollte man seine Formulare für Einreise und Zoll ausgefüllt haben.

Nach zweistündigem Stehen wurde mir dann schon ganz flau im Magen. Als wir endlich diese Prozedur hinter uns hatten, ging es weiter in einer neuen Schlange vor dem Zollbeamten. Eine Stunde werden wir wohl auch hier mindestens ausgeharrt haben. Dann waren wir aber erlöst und konnten die nun ruhige Schifffahrt doch noch genießen.

Den Nachmittag verbrachten wir mit Lesen, Tee trinken und einer Stunde Internet-Surfen. Gegen eine Gebühr von 5 EUR, die von der Kreditkarte abgezogen wird, kann man sich eine Stunde lang in das bordeigene W-Lan einloggen. Auch Mobiltelefonempfang und SMS-Service werden angeboten.

Zum Abendessen haben wir unseren Tischgenossen zum Weihnachtsfest eine gute Flasche "Kzar" Wein aus Marokko spendiert. Allerdings konnten wir nicht sehr lange gemütlich beisammen sitzen, da ja die zweite Essensschicht auch noch etwas zu sich nehmen wollte.

Dann noch eine angenehme Nacht.

 

 

 

 

 

Samstag, 25. Dezember 2010

                                                                 

 
Fahrtzeit in Stunden                                8

gefahrene Kilometer                               322

Höhe in Meter                                          3

153 l bei Kilometerstand 5237 getankt für 110 EUR

 

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Um 9:30 Uhr haben wir in Tanger im alten Hafen angelegt. Die Zimmermädels hatten uns ziemlich früh aus den Kajüten vertrieben. Verständlicherweise, denn sie mussten ja alles innerhalb von wenigen Stunden wieder gesäubert haben. Also stellten wir uns mit Sack und Pack zusammen mit den Schweizern und den Düsseldorfern schon mal unten ans Parkdeck vor die verschlossenen Türen, da wir ja auch die ersten waren, die herausfahren mussten.

Mit großer Mühe sind wir bis zum Hanomag vorgedrungen und haben es dann auch irgendwie geschafft, ins Auto zu klettern.

Kurz darauf wurde bereits die Schiffsnase hochgeklappt und wir fuhren als erstes Fahrzeug hinaus, um die Prozedur mit den Papieren hinter uns zu bringen. Dies lief sehr schnell, nachdem wir den ersten "Helfer für Geld" abgewimmelt hatten und ein Polizist alles in die Hand nahm. Wir hatten also keinerlei Rennerei und konnten nach 10 Minuten wieder weiterfahren. Noch eine kurze Kontrolle am Tor zum Hafen und wir wurden nach Marokko entlassen.

Da wir ja nach Rabat wollten wegen der Visa für Mauretanien, ging es gleich auf die Autobahn; die Gebühren sind sehr erträglich, wenn man sie zum Beispiel mit Frankreich vergleicht. Auf einer Autobahnraststätte haben wir in einem Restaurant nachgefragt, wo wir denn Geld wechseln könnten. Da wir wieder so schnell aus dem Hafen raus waren und schnell durch Tanger fahren wollten, war uns keine Bank über den Weg gelaufen.

Kein Problem, der Angestellte ging mal eben um die Ecke und kam mit unserem gewünschten Betrag an Dirham zurück. So war das Problem mit dem Bezahlen der Autobahnmaut auch gelöst. Wir haben noch schnell etwas zu Mittag gekocht, dann ging es weiter bis nach Rabat.

Wir folgen den Koordinaten, die im GPS eingegeben waren und die uns zur mauretanischen Botschaft führen sollten. Wir landen auf einem Hügel, fahren mitten durch einen Wochenmarkt mit Menschenmassen, die Straßen wurden immer enger und nach Botschaftsviertel sah es hier wirklich nicht aus. Also parken wir den Hanomag entlang der Straße und machen uns per pedes auf die Suche. Es sind aber nur ganz gewöhnliche Straßen mit kleinen Geschäften auf jeder Seite, deren Inhaber auch kein Französisch verstehen, als ich nachfrage.

Letztendlich finden wir noch einen großen Markt entlang einiger Straßen, aber keine Botschaft. Wir stellen also fest, dass bei unserem GPS Map 76CS ein etwas untauglicher Kompass integriert ist, deshalb hatten wir uns um ein paar Straßen vertan. Erst als wir den Kompass ausschalten und schnell genug laufen, wird die Richtung über Satellit wieder richtig berechnet und nach einigen Kilometern finden wir zu Fuß die Botschaft, die allerdings samstags geschlossen hat. Die Botschaft liegt in einem hübschen ruhigen Viertel, in dem es von Botschaften aller Länder nur so wimmelt. Ab und zu sieht man einen Polizisten stehen, aber es ist alles sehr unscheinbar. Zufällig kommt einer der Parkplatzwächter der Botschaft vorbei und erklärt uns, dass wir am Montag wieder um 9 Uhr früh auftauchen sollten. Also ziehen wir von dannen und finden auch auf Anhieb wieder unseren LKW.

Wir fahren zu der einen von den zwei Marjane-Supermärkten, die wir in Rabat entdecken und stellen uns ganz hinten auf dem Riesenparkplatz an den Zaun. Es fängt an zu regnen, ist aber angenehm warm. Natürlich stürmen wir sofort den Laden und kaufen unser Abendessen und einen Internetstick, der uns während unseres Aufenthalts in Marokko mit der weiten Welt in Verbindung bringen soll. Der Stick kostet mit echter Flatrate für zwei Monate Surfen etwa 39 EUR. Da kann man sich in Deutschland bei den horrenden Preisen mal eine Scheibe abschneiden.

Wir wollen versuchen noch einmal ein paar EURO gegen Dirham zu tauschen und erspähen einen Teppichladen im Gebäude der Marjane. Nachdem der Besitzer noch sein Gebet - auf einem Teppich - verrichtet, warten wir ab, bis er geendet hat und fragen ihn, ob er uns eventuell weiterhelfen könnte. Er verneint, aber gibt uns den Tipp es einmal bei einem nicht weit entfernten Schnickschnack-Laden zu versuchen. Ein Teppichgeschäft ist also immer ein guter Anlaufpunkt für alle Probleme... Nachdem eine Verkäuferin den Ladeninhaber aufgetrieben hat, der so knapp 1,20 m Körpergröße aufweist, ist dieser aufgeweckte Geschäftsmann schnell bei der Sache und räumt seine gesammelten Dirham unter der Kassentheke hervor. 

Für die Nacht wollen wir auf dem Parkplatz stehen bleiben. Mir ist zwar etwas mulmig, aber es gibt keine Probleme. Wir sind die einzigen Camper auf dem Platz.