Montag, 3. Januar 2011

                                                                 

 
Fahrtzeit in Stunden                                8,45

gefahrene Kilometer                               212

durchschnittliche Geschwindigkeit        24,1

maximale Geschwindigkeit                    75,6

Höhe in Meter                                          1

 

Bilder

Karten

 

 

 

Die Tschechen haben einen Führer für die Strandpiste für ganze 200 EUR angeheuert, wir versuchen es auf eigene Faust. Wir laden dem Reiseleiter noch ein paar GPS Karten herunter. Die Gruppe will bis in den Senegal fahren und dann wieder zurückfliegen. Na, vielleicht trifft man sich ja wieder auf der weiteren Reise.

Ehe wir losfahren können, müssen wir erst einen Transporter abschleppen helfen, der die Ausfahrt versperrt. Dann kann es losgehen. Wir fahren also erst wieder nordwärts und dann an der Abzweigung am Bahnübergang Richtung Nouakchott. Nach ein paar Kilometern meint Oli, dass wir jetzt eigentlich irgendwo nach rechts in die Pampa abbiegen müssten. Mir schwirren inzwischen irgendwelche Minen, die unter Sandhügeln begraben liegen mögen, durch den Kopf. Mit knirschenden Zähnen lasse ich mich also durch die Wüste chauffieren. Aber erst wird Luft aus den Reifen gelassen, das tut der Wirbelsäule gut. Wir finden keine wirkliche Piste, nur unzählige Kamelfußabdrücke. Viele Steine liegen hier rum, die das Fahren etwas beschwerlich machen. Nach etwas Irrfahrt finden wir dann doch so eine Art Piste. So kommen wir langsam voran, manchmal sogar etwas schneller, wenn der Sand auf der Piste überwiegt.

Die Landschaft ist sehr abwechslungsreich. Unendliche Weite, sehr selten mal ein Baum dazwischen. Viel Sand, viele Steine, Steppe, manchmal fast Wiese. Am Ende kommen wir dem Meer ganz nah, die Piste besteht nur noch aus Sand und wir lassen dem Hano endlich mal Auslauf. Allmählich wird der Sand nass und es geht wieder sehr langsam vorwärts. Auf der Karte erkennt man auch eine Art Sumpflandschaft. Als wir uns dem Strand nähern, um einen Übernachtungsplatz zu finden, geht es nur noch im Schritttempo, mehr lässt der Untergrund nicht zu. Der Hano müht sich ab und wir kommen am Strand zu stehen.

Ein Traum, kilometerlanger Strand, das Wasser totenstill, kein Mensch in Sicht, große Fische hüpfen weit aus dem Meer um sich Fliegen zu fangen (oder warum sonst?). Oli will das nächste Mal unbedingt eine Angel einpacken. Die Sonne geht langsam unter und es ist wildromantisch. Wären da nicht die Heuschrecken, die mit Wucht gegen den Hanomag prallen und einen Höllenlärm machen. Manchmal klatschen sie auch auf uns, deshalb verziehen wir uns dann bei Dunkelheit schnell ins Auto. Solange noch Licht brennt, hört auch das Klatschen nicht auf.

 

 

 

 

Dienstag, 4. Januar 2011

                                                                 

 
Fahrtzeit in Stunden                                7,08

gefahrene Kilometer                               186

durchschnittliche Geschwindigkeit        26

maximale Geschwindigkeit                    58,1

Höhe in Meter                                          1

 

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Karten

 

 

 

 

Die Heuschrecken finden wir am Morgen an den Reifen klebend. Sind schon sehr anschmiegsam.

Mitten im Nichts stehen Ortsschilder mit Richtungsangabe, die den Weg zu irgendwelchen Fischerdörfern weisen. Der Weg nach links über einen Berg scheint unsere richtige Route zu sein. Hier geht es dann allerdings heftig ab. Tiefer Sand, mir schwant Schlimmes und ich sehe mich schon einen abgedrifteten und feststeckenden Hano stundenlang ausbuddeln. Aber mit fachmännischer Hand leitet Oli etwas schweißig den LKW über die Hügelchen, die es in sich haben. Und Hano lässt uns nicht im Stich, er beißt sich tapfer durch .

Viele Kilometer weit weg von der Küste ist der Boden übersät mit Muscheln, irgendwann muss das Wasser wohl einmal bis hierher vorgedrungen sein.

Wir fahren über die unterschiedlichsten Pisten, kommen dann zu einer wirklich riesigen Ebene, die nur aus Sandwüste besteht und in der Ferne meine ich eine große Tafel zu sehen. Kann ja wohl nicht sein. Dann korrigiere ich mich und sage zu Oli: "Das ist ein Kamel." Wir waren noch zig Kilometer von dort weg und er wollte es erst nicht glauben. Als wir näher kamen sahen wir ein riesiges Kamel, das erst keinen Respekt vor uns zu haben schien. Als wir ihm dann aber doch zu nahe kamen nahm es seine Beine in die Hand und galoppierte auf den nächsten Hügel, in die Nähe seiner Liebsten, die hinter einem anderen Berg versteckt stand. Mächtige Tiere waren das!

Nach diesem aufregenden Erlebnis beschlossen wir erst mal Mittag zu machen. Die Sonne brannte unbarmherzig herunter und es gab ja nirgends Schatten. Da ist man dankbar, wenn man wenigstens im Inneren eines LKW sitzen kann.

Wir entdeckten dann noch einige Autowracks, die hier wirklich gut in diese Öde passten. Auch ein Stück Hundebein oder etwas Ähnliches lag herum.

Die Küste kommt wieder näher und wir finden eine Piste direkt am Strand entlang. Neben viel vom Meer angespültem Müll kann man hier alle möglichen Vogelarten beobachten, unter anderem Pelikane. Einige kleine Dörfer müssen wir durchqueren, die Leute sind gerade beim Fischsortieren.

Stunden später, als wir in einiger Entfernung an einem Fischerdorf vorbeifuhren, wurden wir von einem Auto eingeholt und gebeten anzuhalten. Die verdreckten Männer waren gerade dabei eines ihrer Autos wieder aus dem Meer zu hieven, ehe die Flut alles fortzuspülen drohte. Wir wollten gerne helfen, das Auto zu bergen und machten uns langsam hinter dem wieder auf das Dorf zu fahrenden Auto her. Als wir fast dort waren kam ein anderes Auto mit einem Affenzahn entgegen und bedeutete, dass alles in Ordnung ist, die Leute hätten es geschafft, das abgesoffene Auto zu retten. Alle waren sichtbar erleichtert, uns wurde hundertmal gedankt dafür, dass wir extra soweit zurückgefahren waren. Man bat uns noch Wasser an, falls wir Bedarf hätten, dann drehen wir wieder in unsere eingeschlagene Richtung nach Süden ab.

Dem matschigen Untergrund nach zu urteilen, muss es hier doch ziemlich Sturm gegeben haben, ehe wir gekommen sind. Am Nachmittag erreichen wir Mamghar, fahren an einem Walfischskelett vorbei und wollen gerade durch den Müll des Dorfes den Weg zum Strand einschlagen, als uns das Auto des Oberaufsehers verfolgt und zum Stehen bringt. Er deutet uns an, dass wir schleunigst zur Kontrollstelle für den Nationalpark zurückfahren, uns anmelden und vor allem bezahlen sollen. Da wir ja keinerlei böse Absichten und nur das wichtigste Haus am Ort übersehen hatten, folgten wir brav und siehe da, auch die Tschechen waren gerade angekommen.

Deren Führer kam ganz begeistert auf Oli zu und hat ihn mehr oder weniger beglückwünscht, dass wir es auch so schnell und ganz alleine bis hierher geschafft haben. Ich bin inzwischen ins Büro des Aufsehers und habe das für den Park Banc d'Arguin geforderte Formular zur Registrierung ausgefüllt. Die Frage nach dem Gewicht habe ich mit Schulterzucken beantwortet, was ihm dann aber doch nicht so wichtig war. Letztendlich war er am Geld interessiert und ich entzifferte "7200 Ouguiya" auf dem Formular. Ich legte also 8000 OUM hin, er gibt mir wieder 500 zurück. Ich sehe ihn fragend an und mit schmerzerfülltem Blick, ungläubig ob meiner Dreistigkeit, gibt er mir das fehlende Restgeld und staunt, dass ich wohl mitgerechnet hatte.

Wir verabschieden uns von den Tschechen und wollen noch den letzten Rest Ebbe auf der Strandpiste ausnutzen. Als wir durch den Ort durch sind und uns kurz vor dem Strand befinden, hört Oli ein komisches Geräusch am Hanomag, ist sich aber nicht sicher, was es sein könnte. Nachdem wir den Einstieg auf den Strand nicht sofort gefunden hatten, suchte ich zu Fuß nach einer Möglichkeit auf den Strand zu gelangen und diese war auch bald gefunden. Man musste nur ein paar Glasflaschen zur Seite legen, dann fuhr Hano auf die Piste. Die Spur der Tschechen war noch sehr gut zu sehen.

Es ist ein komisches Gefühl, fast im Meer spazieren zu fahren, denn wo das Wasser regelmäßig hinkommt, ist der Boden schön fest und sehr leicht zu befahren. Weiter oben am Strand ist der Sand weich und man bleibt leicht stecken. Noch war von Flut nichts zu merken. Große Möwenschwärme flogen kreischend auf, wenn wir näher kamen und ließen sich auch gleich wieder nieder, als wir vorbei waren. Krabben laufen am Strand spazieren, sind aber so hell, dass man sie kaum ausmachen kann. Kommt man etwas zu hoch hinauf, springt man bei etwas höherer Geschwindigkeit über die vom Wasser geformten Sandwellen auf dem Strand. Was bei uns und besonders beim Gepäck im Auto etwas Durcheinander verursacht. Das Wetter ist schön, wir genießen die Fahrt und suchen uns dann aber doch in einer Dünenlandschaft einen Platz um zu Übernachten. Wir fahren ausreichend in den tieferen Sand um nicht vom Wasser überrascht zu werden.

Dann kommt der bedeutungsvolle Moment, als Oli sich den Hano von unten ansieht. Resultat: Ein Loch wurde vom inneren Lagerring des Zylinderrollenlagers NU (Lagertyp) des Verteilergetriebes durch den Deckel desselben getrieben. Wir hatten also ein Problem. Kein Ersatzverteilergetriebe dabei, kein Ersatzdeckel. Alles Mögliche hatten wir, nur damit hatte niemand gerechnet. Olis Laune sank auf den absoluten Tiefpunkt. Ich machte mich auf den Weg, das zuhauf herumliegende Strandgut nach passenden Ersatzteilen zu durchforsten. Oli versucht inzwischen mit viel Flucherei eine fest sitzende Schraube am Verteilergetriebe zu lösen. Schließlich gibt die Schraube auf.

Da es bereits dunkel wird, vertagen wir die Knochenarbeit auf morgen. Es gibt trotz allem einen wunderschönen Sonnenuntergang, als wäre nichts gewesen.

Ich sehe mich noch auf den Hügeln um - überall Sand. Und ständig der Wind, der den feinen Sand auf das Meer hinaus bläst. Man ist so schnell vom Hanomag weggelaufen, dass es fast unwirklich scheint, wenn man sich dann umdreht und den kleinen LKW in der Ferne stehen sieht.

Nachts klatschen wieder irgendwelche Insekten ans Auto. Sind die blind?? Warum fliegen die auch nachts herum?

Die vielen Sterne entschädigen dafür aber wieder.