Mittwoch, 5. Januar 2011

 

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Gestrandet. Es gibt aber auch Positives: Wir haben noch genügend Wasser und Nahrungsmittel an Bord!

Trotzdem müssen wir improvisieren. Oli feilt am Getriebe-Loch herum, und der Wind, der den feinen Sand in Bodennähe vor sich her treibt, ist jetzt einigermaßen lästig. Ich stelle Pappdeckel auf, um den Sand wenigstens von einer Seite abzuhalten, was aber fast nicht möglich ist. Dann gehe ich wieder auf die Suche. Diesmal ist Treibholz angesagt. Ich finde einige Bretter aus stabilem Holz. Oli misst das Deckelloch aus und fertigt eine Schablone bzw. eine Dichtung aus Pappe an. Danach werden auch zwei Holzstücke angefertigt. Eine Säge haben wir dabei, als Holzbock fungiert ein abgeschnittener Plastikkanister, wie sie hier überall zu finden sind. Das Holz wird noch etwas in Feinarbeit geschmirgelt und bearbeitet.

Der Deckel einer mitgebrachten und bereits geleerten Keksdose wird ebenfalls passend ausgeschnitten. Schließlich finden wir eine noch nicht eingetrocknete Kartusche Karosseriekleber, die letzte, und Oli pappt den Deckel und die Dichtung auf die Holzklötze, die wiederum aufeinander geklebt werden. Es kommt ein Lager, das als Ersatzteil für die Spannrollen dabei ist, als Anlaufscheibe in den neu gebauten Lagerdeckel aus Holz. Das Ganze wird dann als Deckel auf das Verteilergetriebe geklebt, mit möglichst wenig Sand dazwischen, und mit Bindedraht festgezurrt. Weiterhin kommen noch einige Spanngurte außen herum und das Werk ist vollbracht. Das Öl wird eingefüllt, es tropft nichts, ein gutes Zeichen. Dann ruhen wir uns aus und die große Frage steht im Raum: Werden wir morgen von hier fortkommen und, vor allem, hält die Vorrichtung nun einen Meter oder 1000 km?

Um es vorwegzunehmen, die Bastelarbeit hält zuverlässig bis wir wieder daheim ankommen!

Am späten Nachmittag sehen wir uns die einsetzende Flut an. Kein einziges Auto kam heute hier lang. Fast kommt man sich wie der Gestrandete auf der kleinen Palmeninsel im Ozean vor. Wir beschäftigen uns noch etwas mit den glasigen Krabben, die beim Dunkelwerden aus ihren Löchern kommen. Ich bastle noch mal ein Fischgerippe zusammen, das ziemlich wild aussieht und staune über die verschiedenartigsten Glühlampen, die hier unversehrt in allen erdenklichen Größen angespült werden.

Wir haben Neumond, da ist die Flut stärker, die Ebbe schwächer. Das heißt, wir müssen morgen schauen, dass wir irgendwie wegkommen.

 

 

 

 

Donnerstag, 6. Januar 2011

                                                                 

 
Fahrtzeit in Stunden                                3,52

gefahrene Kilometer                               90

durchschnittliche Geschwindigkeit        23

maximale Geschwindigkeit                    45,2

Höhe in Meter                                          2

 

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Heute früh ist bereits ein Touristenauto vorbei geprescht, das man wegen des stark rußenden Auspuffs schon von Weitem sieht. Am Morgen schaffen wir die Ebbe nicht mehr, wir warten auf den Nachmittag. Die Sonne scheint heute so richtig stark herunter, das Wetter ist optimal.

Dann endlich schmeißt Oli mit etwas klammen Fingern den Motor an. Der Hano beißt sich durch  den tiefen Sand und dann fahren wir wieder auf dem Strand. Das Flickwerk scheint zu halten, wir haben Glück. Wir fahren mit jedem Meter besser gelaunt auf die nächste Biegung am Strand zu  und - FELSEN. Leider ist das Meer noch nicht soweit zurückgegangen, dass wir ganz nah am Wasser entlang an den Felsen hätten vorbeifahren können. Das hätte eventuell nasse Füße und schlimmstenfalls ein Steckenbleiben mit sich gebracht. Also müssen wir es über die Düne versuchen, wo wir bereits einige Versuche anderer Fahrzeuge nachvollziehen können, die hier ihre tiefen Spuren hinterlassen haben und es wohl nur mit sehr viel Mühe schafften, auf höher gelegene Sandregionen zu gelangen.

Zuerst wird die Luft abgelassen. Dann quält sich der Hanomag durch den tiefen Sand und die Düne hinauf, um dann einige Meter später wieder hinunter auf den Strand zu gelangen. Die erste Hürde des heutigen Tages ist also genommen.

Wir passieren einige Fischerdörfer, wobei wir stets vorsichtig über die teilweise nicht ganz auf dem Boden aufliegenden Seile fahren, mit denen die Fischerboote befestigt sind. Wir halten angestrengt Ausschau nach der Möglichkeit, auf die wahrscheinlich nicht weit im Landesinneren parallel zum Strand verlaufende befestigte Straße zu gelangen, denn es wird bereits Abend und die Flut scheint demnächst zurückzukommen. Endlich sehen wir eine Abzweigung und wollen schon abbiegen, da rast sofort ein Militärjeep mit schwer bewaffneten Soldaten auf uns zu. Wer wir sind, was wir wollen, was wir in unserem Laster transportieren. Die Soldaten sind ganz aufgeregt, da kurz vorher ein Bombenanschlag auf die französische Botschaft stattgefunden hatte. Kurz darauf gab einer davon dann aber per Sprechfunk an seine Zentrale durch, dass wir nur Touristen seien. Das Wort „Tourist“ hat er einige Male zur Beschwichtigung wiederholt, sonst wäre vielleicht noch Verstärkung angerückt.

Wir fragen, ob wir denn die Straße, an der der Militärstützpunkt liegt, bis zur Hauptstraße befahren könnten, um schneller vom Strand wegzukommen. Es kam aber ein definitives NEIN. Verboten. Wir wurden also auf dem Strand weitergeschickt und sollten uns möglichst schnell Richtung Hauptstadt bewegen, denn die Flut würde nicht mehr lange auf sich warten lassen. Wir fuhren also mit ungutem Gefühl in die Nacht hinein. Das Wetter wurde etwas ungemütlich, viel Wind kam auf, langsam konnten wir kaum mehr sehen, wo wir hinfuhren, mein Herz rutschte bei jeder Welle, die den befahrbaren Strand immer enger machte, in die Hose und ich sah uns schon hinweg schwimmen.

Plötzlich Lichter am Strand. Ein Mann fuchtelt mit den Händen, wir erkennen im Dunkeln Sonnenschirme und eine Hütte. Es stellt sich heraus, dass dies ein Restaurant ist (Les Sultanes, ca. 20 km vor Nouakchott). Der nette Mann, Jemal, ist der Geschäftsführer, der Laden gehört einem Franzosen. Vor Ort ist auch der pensionierte Cousin des Inhabers mit seinem Wohnmobil, der sogar ein paar Brocken Deutsch spricht, weil er mal bei Bosch gearbeitet hat.

Wir haben also ungemeines Glück, dass wir diesen Platz gefunden haben und können uns erst einmal auf dem Parkplatz ausruhen für 2000 OUM. Das Glück meint es aber nicht ganz so gut mit uns, denn als ich den Hinterreifen betrachte, ist mir klar, dass die nächste Arbeit bereits ansteht - der linke Reifen ist gerade dabei seine noch verbliebene Luft heraus zu pusten.

Für 5600 OUM essen wir sehr gut zubereitete Calamari bzw. Gambas und zwei Getränke gibt es auch dazu.

Etwas beschwerlich ist die Toilettenbenutzung. Das Wasser muss erst aus der ca. 20 m entfernten Zisterne per Eimer dorthin transportiert werden. Unsere Müllbeutel, die wir in einen kleinen Abfalleimer gestopft haben, werden von den mauretanischen Restaurant-Wachhunden herausgeangelt und der Inhalt verteilt... Der ganze Dreck ist aber bereits am Morgen wieder ordentlich aufgeräumt und aller Müll beseitigt. Hier wird großer Wert auf Sauberkeit gelegt.

Jemal hat mich einmal auf seinem Handy daheim anrufen lassen, wofür ich ihm sehr dankbar war. Ich hatte mich ja seit einer Woche nicht mehr melden können, was für die Daheimgebliebenen eine größere Katastrophe darstellte…

Für den nächsten Morgen schlägt uns Jemal vor, dass wir mit ihm einkaufen fahren könnten, als wir uns nach einer Möglichkeit erkundigten, wie wir am besten in die Stadt kämen.