Vom
24.12.05 bis zum 29.12.05
24.Dezember 2005, Samstag
Nach einer furchtbaren Rennerei wegen der letzten
Besorgungen gestern, sind wir gegen 3:45 Uhr früh gestartet. Bei Nieselregen sind
wir auf der A3 über Frankfurt, Köln, Aachen in die Niederlande gedüst bis nach
Belgien.
Anfangs lag ich hinten zwischen den Kartons auf der
Sitzbank, habe die Petroleumheizung überwacht, die bei den seltsamsten Ruckern
des Hanos sofort ausgeht. Für die Fahrt ist das Ding nicht gebaut, aber sie
macht angenehm warm. Außerdem wollte ich mein Handy aufladen, was aber ständig
für eine Stromüberspannung zu sorgen scheint. Anknipsen, geht aus, anknipsen,
geht aus...
Bei Einbruch der Nacht sind wir an der Ausfahrt Bekkevoort,
ca. 52 km vor Brüssel rausgefahren (A2), um dann bei Assent (N50°57’39
O5°0’51,5) am Wald zu übernachten. Ich hatte diesen Vorschlag gemacht... Nach
kurzer Fahrt durch einen Ort, der nur aus Freudenhäusern links und rechts zu
bestehen schien, sind wir schließlich zu einem Wald hochgefahren. Durch die
übelsten Wasserpfützen, wo mir schon Angst und Bang wurde, sind wir an ein
abgeerntetes Maisfeld gekommen. Ich stieg aus, um den Untergrund zu testen und
hatte ihn für gut befunden. Allerdings gab es bei der Einfahrt ins Feld einige
Probleme, die Erde in Belgien scheint um einiges schmieriger zu sein, als wir
das gewohnt sind. Jedenfalls drehte der Hano erst mal den Hinterreifen durch
und Oli musste einige Male vor- und rückwärts rangieren, bis er es doch auf’s
Feld geschafft hat. Ich hab mal wieder geschwitzt beim Zuschaun’. Schließlich
standen wir etwas weiter hinten auf dem Feld, nicht weit von einer
Jesus-Statue, die wir uns dann am nächsten Morgen mal aus der Nähe betrachtet
haben.
Ein Auto kam dann am Abend noch auf dem Feldweg vorbei um
uns kurz zu taxieren und dann doch weiter zu fahren. Dann blieb es ruhig.
Leider hapert es mit der Stromversorgung im Hano. Die Lichter funktionieren
nicht so, wie sie sollten. Wenn der Kühlschrank über Batterie läuft, meldet
sich der Notstromschalter... Man muss doch einigermaßen improvisieren. Na,
jedenfalls hat Oli die Petroleumlampe mit eingepackt, so haben wir wenigstens
ein Notlicht.
Unsere Vorräte waren auch nicht zu viel bemessen – heute
haben wir schon dreimal gespeist und das Weihnachtsessen steht noch bevor...
Rinderbraten mit Klößen und Mais. Oli entwickelt außerdem einen erstaunlichen
Appetit. Muss am Hano-Fahren liegen.
Leider muss nach jeder Mahlzeit gespült werden und vor dem
Zu-Bett-Gehen alles hin- und hergeräumt, aber das ist halt das Schicksal eines
Campers.
Unser Hano hat auch ein komisches Geräusch im Motorraum
entwickelt. Oli ist sich noch nicht sicher, was es sein könnte, aber es bleibt
zu befürchten, dass wir das früher oder später herausfinden werden. Im
Führerhaus ist immer noch ein Höllenlärm während der Fahrt, was früher aber
noch viel schlimmer war. Man kann sich nur durch Anschreien verständigen.
Koko sitzt in seinem neuen Reisekäfig und ist auch nicht
sehr viel gesprächiger als daheim. Allerdings muss ihn das Hin- und
Hergeschaukel doch mächtig schlauchen.
Oli bastelt im Moment an den neuen Daten fürs GPS. Wir
wollen Brüssel heimsuchen.
Die Temperatur ist hier angenehm warm.
Die heutigen Daten:
Wir sind 548 km gefahren in 8 Stunden und 42 Minuten. Die
maximale Geschwindigkeit betrug 95,5 km/h (immerhin!). Im Schnitt waren wir mit
62,9 km/h unterwegs.
25. Dezember 2005
Daten:
Maximale Geschwindigkeit: 40,9 km/h, 5:15 h Fahrtzeit, 215 km
geschafft. Position: N51°3’44,2 O2°32’28,1. Höhe 17 m (was aber kaum zu glauben
ist, denn das Meer ist zum Greifen nah).
Wir stehen bei Carriere, Frankreich, für die Nacht.
Heute früh ist beim Frühstück ein Auto an unserem Hano
vorbeigefahren. Nach nochmaliger Benutzung des Grabens sind wir dann aber
gestartet. Bei strahlendem Sonnenschein fuhren wir Richtung Brüssel. Das GPS
spielte allerdings einigermaßen verrückt, so dass wir unter Umwegen dann ins
Zentrum gelangten, zum Grand Place. Dies scheint das alte Viertel Brüssels zu
sein. Viele Weihnachtsmärkte, viel Volk unterwegs. Wir haben gute
Apfelschnecken verspeist, die auf dem Weihnachtsmarkt am Stand verkauft wurden
und natürlich die guten belgischen Waffeln mit warmer Schokosauce. Außerdem gab
es Austern und andere exotische Sachen.
Schöne alte Häuser gibt’s auf dem Grand Place.
Als wir zum Auto zurück kamen, waren wir fast eingeparkt,
was ja bei einem Hano relativ leicht passieren kann, da der Rest der Welt sich
kaum Gedanken macht, dass sich dieses Gefähr etwas komplizierter rangieren
lässt als ein kleines Auto. Naja, wir haben’s jedenfalls geschafft und auch den
Weg aus Brüssel wieder raus gefunden. Weiter ging’s an vielen Pferdekoppeln
vorbei Richtung Ostende. Das GPS hat uns natürlich die Innenstadt zeigen
wollen, obwohl wir eigentlich nur am Meer entlang wollten. Inzwischen wurde es
dunkel und nach der französischen Grenze sind wir einfach mal links in einen
Feldweg abgebogen, der allerdings an zwei bewohnten Häusern endete. Ich hatte
versucht, jemanden in den hell beleuchteten Fenstern zu finden, den ich um
Erlaubnis hätte fragen können, aber niemand erschien auf mein Klopfen, nur ein
Hund gab Laut.
Später dann, als Oli mal rausging, hatte sich jemand dem
Auto genähert, wollte aber erst nichts sagen. Ich habe anschließend in einem
Kauderwelsch aus Französisch und Englisch gefragt, ob es ein Problem gäbe, wenn
wir hier übernachten würden. Die Dame mit Hund meinte zwar, es sei Privatgrund,
aber nachdem sie sich versichert hatte, dass wir nur zu zweit sind, meinte sie,
kein Problem. Der Ton in der Stimme verriet zwar, dass sie nicht begeistert
war, aber...
26. Dezember 2005
Wir sind nach dem Aufstehen gleich losgefahren. Nachts
haben wir laufend Enten rufen hören, Gänse waren gleich neben uns eingezäunt.
Aber besser solche Naturgeräusche als laufend Autos vorbeifahren hören.
Am Straßenrand haben wir dann angehalten um uns ein
Frühstück zuzubereiten. Oli hat sein Steak verzehrt. Der Weg ist ziemlich
zugebaut mit Häusern, ein Ort schließt sich an den andern an. Später haben wir
dann getankt, nachdem wir endlich eine Tankstelle gefunden hatten, wo man mit
Karte oder cash bezahlen kann. Für 179 EUR war der Tank wieder voll mit Diesel.
Ab dem Cap de Blanc Nez hat sich die Landschaft dann rapide
geändert. Es sieht fast so aus wie in Irland, viel Grün, sanfte Hügel. Man kann
nach Dover schauen und sieht die Kreidefelsen. An diesem Cap gibt es einige
alte Bunker zu besichtigen und in der Gegend sind auch etliche Museen mit
Kriegsmaterial wie Panzern, Kanonen etc.
Das Wetter war allerdings nicht so angenehm, es gab einen
kurzen Hagelschauer, der einem beim Klogang fast den A.... zerkratzt hat.
Außerdem blühen hier noch Pflanzen auf den Feldern und, wenn ich mich nicht
irre, am Wegesrand der Ginster.
Oli meint, dass das Fahren hier angenehm ist, weil die
Autos nicht unbedingt überholen wollen und in den Ortschaften sehr zivilisiert
fahren. Es gibt auch massig Fußgängerüberwege, die sehr oft benutzt werden.
Inzwischen ist das Geräusch am Hano noch seltsamer
geworden, manchmal pfeift es schrill, dann kratzt es wieder, als ob Metall
aneinander reibt. Oli meint, es wäre das Getriebe. Ich habe gerade den ADAC
angerufen, morgen wollen wir eine Mercedes-Werkstatt in Dieppe aufsuchen.
Wir sind heute bis kurz vor le Tréport gekommen, ca. 45 km
bis Dieppe. Wir stehen wieder am Waldrand und sind außer Sichtweite von der
Straße. Mit dem Hanomag ist doch vieles möglich, was mit einem normalen
Wohnmobil nicht der Fall wäre.
Koko haben wir heute auch einige Zeit von seiner
„Halskrause“ befreit, anschließend wieder befestigt. Ich hatte nur Angst, dass
ich ihm den Hals irgendwo einzwicke. Er hat einen fürchterlichen Angstschrei
von sich gegeben.
Zu Abend gab es Hühnersuppe mit Wiener Würstchen.
27. Dezember 2005, Dienstag
Wir sind um 6 Uhr aufgestanden um schnell zur Werkstatt zu
kommen. Über Nacht hat es gefroren und im Moment schneit es. Wir kommen gut
wieder aus dem Waldstück raus und erreichen die ziemlich verschneite Straße.
Die wenigen Autos, die uns begegnen, fahren sehr vorsichtig und langsam,
wahrscheinlich gibt es hier nur wenig Winterreifen. Inzwischen ist unser
seltsames Geräusch unüberhörbar geworden. Es pfeift und kratzt und kreischt,
dass es nicht mehr feierlich ist. Mit einiger Anstrengung des Hanomag erreichen
wir dann schließlich Dieppe und finden auch fast auf Anhieb die Mercedes Benz
Werkstatt.
Die Leute sind sehr freundlich und geduldig, denn mein
Französisch hört spätestens bei der Technik auf. Nach Ausfüllen einiger Formulare
dürfen wir den Hano über eine Grube fahren und der Chef des Betriebs sucht
eigenhändig den Fehler. Dieser ist auch schnell entdeckt. Eisenspäne im
Verteilergetriebe. Das heißt nichts Gutes. Der Meister schüttelt erst mal
bedauernd den Kopf, da ist fast nichts zu machen...
Ich telefoniere inzwischen mit dem ADAC und ehrlich wie ich
bin, sage ich, dass Oli gefahren ist. Das wurde von diesen sofort dazu benutzt
die finanzielle Hilfeleistung abzulehnen. Hier werde ich mich aber nach dem
Urlaub noch schriftlich beim ADAC beschweren. So einfach sollen die nicht davon
kommen.
Oli hat per Internet – die Werkstatt war so freundlich und
hat uns den Internetzugang ermöglicht – alles aktiviert, was möglich war und
auch gleich ein gebrauchtes Verteilergetriebe von einem Händler organisiert. Es
wurden per Fax Daten übermittelt und das Teil soll per Spediteur eventuell
schon morgen geliefert werden.
Da alle Geschäfte, und auch diese Werkstatt, zwischen 12
und 14 Uhr geschlossen haben, setzen wir uns erst mal in den Hano um etwas zu
Essen und die Klamotten, die wir für ein Hotel brauchen, zusammen zu packen.
Per GPS suchen wir uns ein Hotel in der Nähe „Relais Gambetta“. Für 32,50 EUR
bekommen wir ein Zimmer und Koko ist auch kein Problem. Tino, ein Mitglied aus dem
Maggi-Deutz Forum, ruft auch an, weil er den Hilferuf von Oli im Netz gelesen
hat. Er hätte auch ein gebrauchtes Teil gehabt, aber wir hatten ja schon
anderweitig bestellt. Moni habe ich angerufen und gebeten, mir 50 EUR
Gutschrift aufs Handy zu laden, was sie auch prompt getan hat. Auf Moni ist
halt Verlass!!! Das Geld rinnt nämlich nur so dahin, wenn man einige Anrufe
tätigt oder erhält.
Um 14 Uhr hat dann die Werkstatt begonnen, das Getriebe
auszubauen. Wir haben uns ein Taxi gerufen und sind mit mehreren Säcken und
Koko im Käfig zum Hotel gefahren. Dieses ist eine ältere Art französischer
Hotels, also nicht sehr komfortabel. Aber – es gibt eine Badewanne und ein Klo
sowie heißes Wasser. Ich habe erst mal Wäsche gewaschen. Während dessen
klingelt das Handy und der Händler mit dem Getriebe berichtet uns, dass der
Versand preislich ins Unermessliche steigen würde, wenn wir das Teil schon
morgen haben wollten. Also wird es eher Donnerstag oder Freitag werden, ehe es
in der Werkstatt ankommt. Das heißt wieder einmal einige Tage im Hotel
verbringen. Doch diesmal ist es härter, denn es muss ständig jemand bei Koko
sitzen, damit er nicht schreit oder sich wieder selbst zerfleischt.
Der Rest des Tages hat sich dann ziemlich hingezogen mit
TV, Computerspielen, Lesen.
Abends haben wir dann in unserem hoteleigenen Restaurant
noch schnell was zu Essen bekommen, denn wir waren für die winterlichen
Verhältnisse hier etwas zu spät dran. Das Essen war allerdings sehr gut, was
man auch vom Muskateller Wein behaupten kann.
28. Dezember 2005, Mittwoch
Es hat über Nacht geschneit. Es ist spiegelglatt auf den
Straßen und vorhin kam der Salzstreudienst vorbei: Ein Kleinlaster mit zwei
Leuten hinten auf der Ladefläche, die mit viel Eifer per Schaufel möglichst
viel Salz auf die Straße streuen. Das Wetter ist auf alle Fälle ziemlich
außergewöhnlich für diesen Landesteil.
Das Frühstück für 5 EUR sieht so aus: Ein halbes Baguette
und zwei Croissants mit wenig Butter, Marmelade. Dazu je eine Tasse Tee und ein
Miniglas Orangensaft.
Oli ist nach dem Frühstück dann auf die Suche nach einem
Weg zur Werkstatt losmarschiert. Koko sitzt etwas betrübt im Käfig, ich habe
gewaschen und sitze jetzt am PC.
Abends waren wir noch kurz in der Innenstadt. Diese ist
ziemlich groß, viel Fußgängerzone, überall Musik und viele Menschen.
29. Dezember 2005, Donnerstag
... den Tag streichen wir besser...