Vom
3.1.06 bis zum 5.1.06
3. Januar 2006, Dienstag
Früh klopfte Gilles an die Tür um uns zur Traktorwerkstatt
in einem entfernteren Ort zu fahren, um dort nach einer Lösung zu suchen. Die
Leute dort hatten allerdings keine Ahnung, wie man die Schraubenlöcher fräsen
könnte wegen der speziellen Schraubengewindesteigung. Man schickte uns wieder
ein paar Orte weiter zu einem LKW-Spezialisten. Gilles war so nett und fuhr uns
dorthin.
Dort kannte man sich anscheinend besser aus. Die Leute
begriffen, denken wir jedenfalls, um was es geht und wie das Teil funktioniert.
Sie wollen es bis morgen, 10 Uhr repariert haben.
Wir sind wieder heim, sind auf eine Tasse Tee eingeladen
worden und haben Bekanntschaft mit den Hunden gemacht: ein Labrador (Pascha),
der ziemlich aggressiv sein soll (mich hat er nur von oben bis unten
angesprungen, habe ausgesehen wie ein Schwein), ein Boxer namens Bob und ein
Yorkie, der auch aus einer Rassefamilie kommt. Tierlieb sind sie hier allemal.
Danach hat Oli den Wasserkühler erst mal überprüft und die
Leitungen behandelt. Ich habe mich etwas fotografisch betätigt und bin durch
den Ort gelatscht.
Dann haben wir sehr gute Weißwürste aus der Dose gegessen.
Sogar ich sage das, die ich kein Weißwurstfan bin. Der Nachmittag war dann eher
zum Dösen und Computerspielen geeignet. Ach ja, unseren Wassertank durften wir
früh auch wieder auffüllen und auch ab und zu das Klo benutzen.
Auf Abend zu sind wir dann wieder zum Tee geladen gewesen
und das Gespräch kam auf Motorräder. Es stellte sich heraus, dass Charly seine
Kawasaki vor einem Monat zusammengefahren hatte und der Vater nicht wusste, ob
es sich lohnt, das Motorrad zu reparieren.
Schließlich sind wir zu einem Mechaniker, einem
Arbeitslosen, der jetzt seine Werkstatt angemeldet hat und wo das Motorrad
stehen sollte. Das hatte er jedoch, soviel ich verstanden habe, bereits
irgendwo anders hin zum Verkauf angeboten... Der Vater war damit aber auch nicht
besonders einverstanden und hat etwas geflunkert, dass wir morgen Mittag fertig
mit unserer Reparatur sind und dann weiterfahren wollten, weil er das Motorrad
morgen wieder haben wollte. Oli will sich das Teil mal ansehen und vielleicht
kann man ja morgen die Teile besorgen, die kaputt sind. Dann könnte Oli sich ja
ans Reparieren machen, und wir könnten einiges wieder gutmachen.
Wir haben uns dann noch die Kühe im Stall betrachtet, die
jeden Tag auf die Wiese gebracht werden. Noch darf man das in Frankreich tun,
aber nicht mehr lange, dann gibt es eine neue EU-Verordnung, dass man Kühe nur
noch in ausreichend großen Ställen halten darf.
Zum Abschluss hat Oli noch Koko gezeigt und Eveline, Gilles
Frau hat panische Angst vor solchen Vögeln.
4. Januar 2006, Mittwoch
Wir sind also früh, nach einer Tasse Tee bei der
Bauernfamilie in den Ort aufgebrochen, wo wir das bestellte Getriebeteil
abholen wollten. Als Oli das Teil sah war er hellauf begeistert. Glänzende
Augen, ein sinnliches Lächeln auf den Lippen und er konnte das Teil gar nicht
mehr aus der Hand geben. Die Firma hat es wunderschön gemacht,
zusammengeschweißt, fast die idealen Schrauben genommen (leider etwas zu lang).
Anschließend fuhren wir noch zu dem Motorrad-Fritzen. Dieser hatte inzwischen
das Motorrad wieder her gezaubert. Es war einwandfrei, ohne Schaden und Gilles
hat sich mächtig gewundert, denn als er es dort abgeliefert hat und wieder
holen wollte, ging der Motor nicht und ein anderer Schaden wurde angegeben.
Anscheinend alles Humbug und der Typ wollte nur Geld rausschlagen und das
Motorrad für einiges Geld wieder verkaufen. Oli fuhr es heim zu der Familie und
der Vater war sichtbar glücklich. Er will später noch ein Wörtchen mit dem
Mechaniker reden.
Oli machte sich nun an den Wiedereinbau des
Verteilergetriebes. Das Ganze dauerte ca. 4 Stunden bei ziemlicher Kälte, und
der ganze Hof besteht ja fast nur aus Schlamm, der bei diesem Wetter eben
ziemlich pampig ist. Wir sahen ziemlich verpappt aus. Noch dazu hat mich einer
der „goldigen“ Hunde, der Retriever, von oben bis unten angesprungen, was dem
Pullover und der Hose nicht so gut bekam. Nach einer Probefahrt zusammen mit
Gilles auf einem ganz üblen Weg war Oli überzeugt, dass das Auto wieder
einwandfrei funktioniert. Allerdings musste Oli noch eine Kleinigkeit am
Kühlerwasser tun, denn es leckte dort auch noch etwas.
Schließlich wurden wir von Gilles und Agnes zum Abendessen
eingeladen. Wir durften uns im Keller des Hauses von Gilles (die Farm wurde von
seinen Eltern und der Schwester bewohnt) im Zimmer des Sohnes duschen. Der war
ja unter der Woche in einem 60 km entfernten Internat untergebracht. Das
Abendessen bestand aus einem Apfelschnapsaperitif (?), danach als Vorspeise
Tomaten mit Thunfisch. Hauptspeise: Tarte de Fromage, sehr gut. Nachspeise Käse
und Schokopudding. Dazu ein Calvados-Federweißer, später dann Burgunder, der es
in sich hatte...
Die Unterhaltung ging zwar nicht fließend, aber es ging.
Die zwei waren ja auch gesprächig und lustig. Die Hunde, der Boxer und der Yorkie,
wuselten auch ständig um uns herum, der asthmatische Hund schnarcht beim
Schlafen unwahrscheinlich. Dann hat uns Gilles noch mit der Taschenlampe bis
zum Wohnmobil gebracht.
5. Januar 2006, Donnerstag
Am Morgen haben wir erst mal gefrühstückt, dann alle
Stromleitungen gekappt und uns verabschiedet. Die Adressen hatten wir ja schon
gestern ausgetauscht. Wir wollen ein Fresspaket mit Frankenwein rüberschicken.
Uns wurde noch eine Federweißer-Flasche in die Hand
gedrückt mit der Warnung, sie ab und zu zu öffnen, so dass sie nicht explodiert
während der Fahrt.
Schnell noch von den Hunden verabschieden und los ging es
Richtung Arromanches und wir haben uns die Gedenkstätte beim 3D-Kino angeschaut
mit Bunkern und allem, was dazu gehört.
Dann Weiterfahrt in den Ort, an dem einst ein
Fallschirmspringer an einer Kirchturmspitze hängen blieb. Es gibt ja sogar
einen Film über dieses Ereignis. Überall hängen Gedenktafeln und Erinnerungen.
Wir haben Brot, Schinken und Sülze eingekauft und dann erst mal was gegessen.
Anschließend ging’s weiter Richtung Utah Beach. Dort haben
wir auch alles betrachtet, alte Panzer, den Strand und einige wenige Spezies
Touristen waren auch zu sehen. Und nicht zu vergessen – es gab sogar mal ein
Klo!!!
Die Küste rauf, über Barfleur Richtung Cherbourg. Hier
stehen wir jetzt kurz vor Cherbourg auf einem Parkplatz, um dann morgen früh
das Museum am Hafen zu besuchen, wo sich auch ein atomares Unterseeboot
befinden soll, laut Bauer Gilles das einzige in Europa.
Nachdem der Apfelmost bei Gilles so gut geschmeckt hat,
wollten wir gleich mal den Wein probieren, den uns Gilles zum Abschied in die
Hand gedrückt hat. Ich schenke zwei Becher voll, wir nehmen beide einen
kräftigen Schluck und - ich denke ich habe Rattengift geschluckt. Bitterer
Geschmack. War das doch tatsächlich schwarz gebrannter Apfelschnaps – Calvados.
Die Daten: 81,7 km/h max. Geschwindigkeit; 33,3km/h
Durchschnittsgeschwindigkeit; 139,84 km wurde gefahren; Höhe 9 m;
N49°40'479 – W001°29’049