Mittwoch, 4. Februar 2009

 

Kilometerstand:

Durchschnittsgeschwindigkeit: 35,3

maximale Geschwindigkeit: 89,6

gefahrene Kilometer: 384,43

Fahrtzeit: 10,53

Höhe: 1317

Temperatur: in +9 / out +4

 

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Karte

 

Karte

 

Eigentlich wollen wir die N13 weiter fahren Richtung Azrou, aber kurz nach der Abzweigung nach Boulemane steht ein Polizeiposten, der uns die Weiterfahrt nicht gestattet. Die Straße ist beschädigt und noch nicht völlig von Schnee befreit. Also nehmen wir doch die R503 und passieren Boulemane. Wir tanken in Sefrou, wobei wir dankbar sind, eine Tankstelle mit Dieselvorrat zu finden. Anscheinend sind hier auch die Treibstoffanlieferer irgendwo hängen geblieben. Wir kommen noch einmal so hoch hinauf, dass uns unser Weg durch verschneite Landschaften führt.

 

Das Wetter Richtung Fes wird immer schlechter. Dunkle Wolken ziehen auf, der Nebel hängt tief bis an die Baumspitzen. Es regnet leicht. Wir fahren erst einmal in einen Hohlweg zwischen Gärten hinein, um uns zu stärken und beschließen, wenn das Wetter nicht besser wird, Fes eher links liegen zu lassen.

 

Südlich von Fes liegt der Campingplatz „Diamond Verde“, der als toller Platz im Edith Kohlbach Campingführer beschrieben ist. Als wir hinkommen, steht der halbe Platz unter Wasser, einige Männer versuchen gerade die Schäden der letzten zwei Regenmonate zu beseitigen. Als ich mit dem Besitzer durch den Platz schlendere sehe ich nur ein einziges Wohnmobil. Die Sanitäranlagen reißen mich nicht vom Hocker und das soll nun 90 DH ohne Strom kosten. Nein. Fes, wir kommen vielleicht wieder einmal vorbei, aber diesmal war es nichts. Auf unserer Fahrt durch Fes bei Schmuddelwetter müssen wir uns durch große Pfützen bewegen, kommen durch recht enge Gassen, um schließlich doch noch einen Blick von oben auf die Medina zu erhaschen, ehe wir unsere Richtung ins Rif-Gebirge auf die N8 finden.

 

Wir fahren durch eine Gegend, die mich stark an Irland erinnert. Unwahrscheinlich wirkende Grünschattierungen, viele Blumen und sanfte Hügel.

 

Dennoch: dieser Tag sollte sich als der – wenigstens für mich – unangenehmste unserer Reise herausstellen.

 

Die Landschaft ist zwar, trotz Regen, sehr schön. Was den Eindruck allerdings unbändig beeinträchtigt sind die Cannabis-Händler, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, niemand ungeschoren durch das Gebirge fahren zu lassen. Wir werden langsam verfolgt, überholt, man versucht uns durch Winken anzuhalten. Einmal versperren uns zwei sich entgegenkommende Autos, die unbedingt mitten auf der Straße an einer Engstelle ein Pläuschchen halten müssen, den Weg. Als wir langsam, aber zielstrebig auf den einen Mercedes zu halten, entschließt man sich doch, den Knoten aufzulösen.

 

Leider wird es schnell dunkel. Wir hatten uns mit der Strecke etwas verschätzt und konnten hier auch nirgends von der Straße abbiegen geschweige denn übernachten. Im Dunkeln war das Drogen-Rennen dann noch aufregender. Die Fahrer wurden aggressiver, Oli auch, denn er wollte nicht ständig wegen überholender und abbremsender Autos noch langsamer werden müssen, wo sich der Hano so schon den Berg hinaufquälte. Also ließ er letztendlich kilometerweit kein Auto mehr vorbei fahren und wir fuhren ständig im Zickzack die Straße entlang. Einmal versuchte ein Auto uns rechts zu überholen und ist beinahe zu nahe an den Abhang gekommen. Ein anderes Mal überholt Oli ein zu langsames Fahrzeug ohne dass erkennbar ist, wohin die Straße im Dunkel führt. Das war nichts für meine Nerven! Ich habe nur noch darauf gewartet, dass uns jemand eine Knarre vor die Nase hält um uns zu stoppen. Aber so schlimm kam es dann doch nicht. Als wir endlich Ketama erreichten, erwartete uns in der Stadt noch einmal ein furchtbares Getümmel auf der Hauptstraße. Hier wurde wiederholt  versucht, uns an der Weiterfahrt zu hindern, einmal wurden wir beinahe gerammt.

 

Ketama, ein ungemütliches Nest, liegt an einer T-Abzweigung zur N2. Entweder wendet man sich nach links Richtung Chefchaouen oder nach rechts Richtung Al Hoceima. Wir entschließen uns für Al Hoceima und den Abzweig an die Küste Richtung El Jebha zu finden.

 

Wie durch ein Wunder waren alle Drogenhändler nach Verlassen von Ketama verschwunden. Der Grund: kurz nach dem Ort waren plötzlich ungefähr 10 Polizeijeeps am Straßenrand geparkt, die sich nicht die Bohne für uns interessierten. Für die Drogenhändler allerdings anscheinend auch nicht. Es war ein erlösendes Gefühl unsere Verfolger endlich losgeworden zu sein. Diese Strecke würde ich niemals mehr nachts fahren wollen, vielleicht ist sie ja tagsüber weniger nervenaufreibend?!

 

Hier oben liegt noch Schnee, wir finden aber trotzdem die kleine Straße Richtung El Jebha. Doch, was für eine Straße haben wir hier wieder vor uns. Sie besteht nur aus Löchern, die durch den Regen und die Dunkelheit schlecht erkannt werden können. Im Schneckentempo und langsam müde werdend tasten wir uns durch die Nacht. Wir kommen an einzelnen Häusern vorbei und einmal werden wir von einem Auto überholt. Wir sind natürlich immer noch etwas gereizt und auf der Hut vor langsam fahrenden Autos, die noch dazu überholen wollen.

 

Nicht lange danach gibt uns auch dieses Auto ein Zeichen, dass wir anhalten sollen, nachdem wir gerade in eine superschöne, neu ausgebaute Straße abgebogen waren. Der Mann machte uns klar, dass diese Straße nach ein paar Kilometern abgebrochen war und man hier nicht weiterfahren könnte. Wir sollen doch die alte Straße weiter bergauf fahren. Im heftigsten Sturm bisher und bei prasselndem Regen haben wir mitten auf der Straße mit seiner Unterstützung ein Wendemanöver vollbracht und sind dann ein Stück weiter bergauf gefahren bis zu einer kleinen Baustelleneinfahrt. Dorthin haben wir uns dann platziert. Der Sturm peitschte den Hano im wahrsten Sinne des Wortes hin und her!

 

Noch ein Zwischenfall muss erwähnt werden. Durch den Sturm ist unsere Dachluke aufgeschleudert worden und das ganze Fenster hat sich dadurch so verzogen, dass es kaum mehr zu schließen war. Jetzt haben wir einen Spalt, durch den es heftigen Regen ins Innere drückt.

 

Wir stehen also kaum fünf Minuten, schon hält ein Auto. Ob alles klar wäre, wir könnten gerne mit zu seiner Familie kommen, hier sei es bei dem Wetter zu gefährlich. Wir machen dem Mann klar, dass wir schon zurecht kämen und bedanken uns.

 

Da es bereits so um die 21 Uhr ist, lassen wir das Essen ausfallen und fallen müde ins Bett. Wir bekommen noch mit, dass wir anscheinend an einer Art Bushaltestelle stehen, denn ein Kleinbus entlädt noch ein paar Menschen und kommt beim Anfahren dann kaum mehr von der Stelle, weil der Regen die Straße in eine einzige Schlammlandschaft verwandelt.

 

Was für ein Tag!

 

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